Mein Haar – Eine Reise zu mir selbst
Ich liebe mein Haar. Doch diese Liebe war ein langer Prozess, eine Reise, die bis heute nicht endet. Als Teenager trug ich es kurz, fast burschikos. Erst als ich meine Ausbildung zur Herrencoiffeuse begann, ließ ich es wachsen. Und dann geschah etwas Magisches: Meine Locken kamen zum Vorschein. In der Arbeit band ich sie zurück, noch ahnte ich kaum, wie sehr mein Haar mit meiner Persönlichkeit verwoben war. Aber sobald die Arbeit endete, befreite ich es – trug es offen, wild und frei, so wie ich es noch heute tue. Ich liebe es, wenn es mein Gesicht umschmeichelt, wie eine sanfte Umarmung.
Schnell merkte ich, wie leicht sich mein Haar frisieren ließ – doch wirklich bändigen konnte ich es nie. Eine Strähne fand immer ihren Weg, um sich aus der Frisur zu stehlen. Gepflegt, aber ungezähmt, wild und chaotisch. Temperamentvoll, genau wie ich selbst. Es passte perfekt zu mir, und in meiner Jugend genoss ich dieses ungestüme Zusammenspiel.
Nach meiner Ausbildung hängte ich eine Zusatzlehre als Damencoiffeuse in einem Haute-Coiffeur-Geschäft an. Ein krasser Gegensatz zu meinem vorherigen Arbeitsplatz – einem beschaulichen Herrensalon auf dem Land. Dort war es spannend, bodenständig und vertraut. Doch plötzlich fand ich mich in einer völlig neuen Welt wieder: Hier zählten nur Mode, Trends und Perfektion. Jeder Schnitt, jede Dauerwelle, jede Farbe musste makellos sein. Alles sah fantastisch aus, beinahe wie in einem Traum – und doch fühlte es sich surreal an. Aber jeder hat seinen Platz, dachte ich mir. Auch das hat seine Berechtigung.
Diese Erfahrungen bereicherten mich dennoch. Ich wechselte alle zwei Monate meine Haarfarbe, entdeckte mich immer wieder neu. Wer wollte ich sein? Wer war ich? Diese Fragen führten mich Schritt für Schritt zu mir selbst.
Nach dem Abschluss arbeitete ich in verschiedenen Salons, aber das Färben und Dauerwellenlegen erfüllte mich nicht. Für mich stand der Haarschnitt im Zentrum – in ihm lag die wahre Kunst, und dort fand mein Herz sein Zuhause. Es war die Einfachheit, die Natürlichkeit, die mich begeisterte.
Dennoch fehlte mir lange der Mut, meinen eigenen Salon zu eröffnen, um mich ganz dem zu widmen, was mich wirklich erfüllte: das reine Schneiden. Doch das Leben verändert sich, und so tat ich es auch. Ein Kantonswechsel, ein neuer Job, die Familienplanung. Kinder kamen, wuchsen heran und bald schon stand ich vor der Frage: Was nun? Zurück in die Arbeitswelt – aber niemand wartete auf mich. Also musste ich selbst eine Lösung finden.
Nach langem Überreden meines Mannes und mit der Unterstützung von Freunden wagte ich den Schritt. Ich eröffnete meinen eigenen Salon: „Der Mann“. Ein Herrensalon, in dem ich ausschließlich natürliche Produkte verwendete – ohne Farbe, ohne Dauerwellen. Doch bald fragten auch Frauen nach einem Haarschnitt, und so entstand „Die Frau“. In dieser Zeit begann ich auch eine Ausbildung im Trancehealing, die ich bei Hampi van de Velde von Spirit Balance absolvierte.
So wurde aus „Der Mann, Die Frau“ die „Naturcoiffeuse“. Ich schneide nun bewusst, achtsam, von Herz zu Herz. Jeder Haarschnitt ist eine intime Reise, ein Tanz, der uns zurück zu uns selbst führt. Denn wie das Leben, verändert sich auch unser Haar stetig. Diese Reise endet nie.
Silvia Jenni
NaturHaarKraft