Im Rhythmus des Wandels – Wenn unser Haar uns zum Leben einlädt

Im Rhythmus des Wandels – Wenn unser Haar uns zum Leben einlädt

Photo von Evelyn Berchtold

Im Rhythmus des Wandels – Wenn unser Haar uns zum Leben einlädt

 

Unsere Haare sind wie eine große Familie. Jedes einzelne trägt eine eigene Geschichte, einen eigenen Rhythmus in sich. Ein Haar wird geboren – sanft aus der Tiefe der Kopfhaut hervorgeschoben, voller frischer Lebenskraft. Es wächst heran, lebt sein kleines Leben an der Oberfläche, tanzt im Wind, spürt Sonne, Wasser, Berührung. Die meisten Haare befinden sich genau in dieser Phase des Wachsens, des Erlebens, der sichtbaren Präsenz.

 

Doch wie alles im Leben, ist auch dies nicht von Dauer. Irgendwann beginnt der Rückzug. Einige Haare machen sich still auf den Weg zurück, sie lösen sich, verlassen ihren Platz. Es ist kein abruptes Ende, sondern ein stiller Übergang. Während das Haar loslässt, ruht sich die Wurzel aus, atmet durch – nicht aus Schwäche, sondern um sich neu zu sammeln. Denn bald schon wird sie bereit sein, ein neues Haar hervorzubringen.

 

So befindet sich jedes Haar in seinem ganz eigenen Zyklus – ganz unabhängig von den anderen. Manche beginnen gerade erst ihr Leben, andere befinden sich im vollen Glanz ihrer Reife, und wieder andere bereiten sich bereits auf ihren Abschied vor. Ein ewiger Kreislauf aus Werden und Vergehen, aus Loslassen und Neubeginn. Und das alles geschieht ganz von selbst, ohne unser Zutun – ein Wunderwerk der Natur, das sich Tag für Tag auf unserem Kopf vollzieht.

 

Wir selbst nehmen diesen Wandel oft gar nicht wahr – er ist leise, unaufdringlich. Erst wenn plötzlich mehr Haare auf der Bürste zurückbleiben als gewohnt, oder wenn sich erste silberne Strähnen unter das gewohnte Farbbild mischen, halten wir inne. Etwas hat sich verändert. Und mit dem Blick auf unser Haar erkennen wir oft auch: Ich habe mich verändert.

 

Vielleicht fühlen wir dann einen kleinen Widerstand, eine Unsicherheit. In unserer heutigen Welt gibt es unzählige Möglichkeiten, solche Veränderungen zu überdecken, zu korrigieren, sogar rückgängig zu machen – chemisch, kosmetisch, chirurgisch. Doch stellt sich die Frage: Passt das wirklich zu mir? Ist das mein Weg? Oder versuche ich nur, einen natürlichen Prozess aufzuhalten, der vielleicht sogar etwas Kostbares für mich bereithält?

 

Manchmal hilft es, sich genau dann einen Moment für sich zu nehmen. Sich bewusst vor den Spiegel zu stellen, nicht um zu kontrollieren, sondern um zu betrachten. Um zu sehen, zu erkennen, zu würdigen. Mein Haar – das mich seit Jahren begleitet. Das meine Geschichte trägt. Das Veränderungen spiegelt, die tief in mir selbst stattfinden.

 

Vielleicht bin ich bereit, diesen Wandel willkommen zu heißen – nicht als Verlust, sondern als Einladung. Eine Einladung, mich selbst in neuer Tiefe kennenzulernen, Altes loszulassen, Platz für Neues zu schaffen. Mein Haar verändert sich – und ich darf es auch. Ich darf mitwachsen. Und vielleicht darf ich mich sogar darauf freuen, was dadurch alles in Bewegung kommt.

 

Denn echter Wandel beginnt nicht an der Oberfläche. Er beginnt in der Tiefe – genau dort, wo auch das neue Haar heranwächst. Aus dem Verborgenen heraus, aus der Stille, aus dem Vertrauen, dass alles im richtigen Moment geschieht.

 

Innere Schönheit zeigt sich in einem gesunden, lebendigen Haar.
Doch sie beginnt im Herzen – in der Art, wie wir mit uns selbst umgehen.
Mit Sanftheit. Mit Liebe. Mit Hingabe an das, was ist.

 

NaturHaarKraft

In Liebe Silvia Jenni